Artikel Craniosacrale Therapie

Auszug aus einem Artikel der Weltwoche Online, Ausgabe 45

Osteopathie und Craniosacral-Therapie drängen in die Spitäler. Niemand weiss, wie die Methoden wirken, aber selbst Schulmediziner lassen sich so behandeln
Von Hanspeter Bundi

Der Gynäkologe mit gutgehender Praxis in Zürich leidet unter schweren Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, unter Kopfschmerzen und Gefühlsstörungen. Es sind klassische Symptome eines Schleudertraumas. Ein Jahr lang laboriert er selber daran herum – schliesslich sucht er entnervt eine Craniosacral-Therapeutin auf. Seine Skepsis scheint sich zu bestätigen, denn die macht, so jedenfalls sieht es von aussen aus, nichts mit ihm. Brigitte von Wenzl Eglin nimmt seinen Kopf in ihre Hände, tastet die Wirbelsäule ab, bewegt die Hand leicht, kaum sichtbar, tastend manchmal, und nach sechs Wochen sind die Beschwerden weitgehend verschwunden. Ein Fall, wie er in der Craniosacral-Therapie (CST) häufig vorkommt.

Man weiss zwar nicht, wie es funktioniert, aber es funktioniert – ein zentraler Satz in der Erfahrungsmedizin. Anders als in der Schulmedizin, wo das Zusammenspiel von Körper, Krankheitserreger und Medikament bis auf Molekülebene hinunter ausgeleuchtet und gemessen ist, weiss man hier oft nur wenig darüber, was genau bei einer Behandlung im Körper passiert. Man ist auf Vermutungen, Hypothesen und philosophisch geprägte Bilder angewiesen. Die CST, eine von mehreren Therapieformen auf dem mittlerweile weiten Feld der Osteopathie, macht da keine Ausnahme.

Mit seinen Entdeckungen oder Behauptungen verletzte Sutherland die klassische medizinische Lehre gleich zweimal. Erstens war und ist den schulmedizinischen Forschern nichts von einem Primärrhythmus bekannt, und zweitens gilt dort als Lehrsatz, dass die Knochenplatten des menschlichen Schädels spätestens ab dem 28. Lebensjahr fest und unbeweglich ineinander verzahnt sind. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn die Craniosacral-Therapie im schulmedizinischen System auf Ablehnung stösst. Die anerkannten Erfolge, vor allem bei Kopfschmerzen, bei Rückenproblemen, Schwindelattacken und Depressionen, erklärt man sich hier mit dem Placebo-Effekt. Obwohl die Bezeichnung «craniosacral» nichts mit «heilig» zu tun hat, sondern den Bereich zwischen dem Schädel (cranium) und dem Kreuzbein (sacrum) bezeichnet, tun die meisten klassischen Mediziner die CST als Esoterik und Geistheilerei ab.

In der schulmedizinischen und vor allem in der pharmakologischen Forschung gelten interindividuelle Elemente als Fehlerquellen und müssen daher möglichst ausgeschaltet werden. In der CST und in vielen anderen erfahrungsmedizinischen Techniken und Verfahren sind diese interindividuellen Elemente aber zentraler Teil der Arbeit. Trotzdem: Die Tatsache, dass die craniosacrale Therapie funktioniert, müsste die medizinischen Forscher eigentlich herausfordern. Hinweise auf Placebo-Effekte reichen da nicht mehr aus. «Für die langfristige Anerkennung der Craniosacral-Therapie ist weniger der theoretische Hintergrund entscheidend als vielmehr der Wirksamkeitsnachweis», sagt Merkel. Im Rahmen der Zusatzversicherungen haben die meisten Krankenversicherer diese Anerkennung schon geleistet und entgelten sowohl allgemein osteopathische Behandlungen wie auch die Arbeit von Craniosacral-Therapeuten.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier: http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2001-45/artikel-2001-45-hand-auflegen-ae.html

Narkose blockiert Kommunikation innerhalb des Gehirns
Propofol verhindert Informationsaustausch durch einen erzwungenen synchronen Rhythmus

Selbst in der tiefen Bewusstlosigkeit der Vollnarkose kann unser Gehirn noch Reize von außen aufnehmen. Allerdings werden diese Signale innerhalb des Gehirns nicht mehr weitergegeben, weil die interne Kommunikation durch das Narkosemittel blockiert ist. Das haben deutsche Forscher jetzt herausgefunden. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Narkose das Gehirn völlig gegenüber Außenreizen abschirmt. Doch das sei nicht der Fall: Die Großhirnrinde reagiere selbst im Zustand fortgeschrittener Bewusstlosigkeit noch auf Sinnesreize, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Current Biology“.
„Das ist vergleichbar mit einer Nachricht, die zwar in der Mailbox ankommt, dort aber feststeckt und nicht weitergeleitet werden kann“, sagt Erstautor Gernot Supp vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er und seine Kollegen hatten untersucht, welche Faktoren die Bewusstlosigkeit bei der Narkose auslösen. Dazu maßen sie die Gehirnaktivität von Probanden, während diese langsam vom wachen Zustand in die Bewusstlosigkeit der Vollnarkose absanken.

Narkosemittel verändert Rhythmus
Bei den Messungen stellten die Forscher fest, dass das Narkosemittel Propofol den Rhythmus verändert, in dem die Zellen der Großhirnrinde – dem Sitz des Bewusstseins – ihre Signale abgeben. Es zwinge eine große Anzahl von Nervenzellen in eine hochgradig synchrone Aktivität, schreiben die Forscher. Dieser extrem synchrone Zustand verhindere, dass Informationen aus den Sinnesarealen an weitere Stationen der Verarbeitung im Gehirn gesendet werden.

Dieser Zusammenbruch der Kommunikation innerhalb der Großhirnrinde sei wahrscheinlich der entscheidende Faktor, der bei der Narkose mit Propofol das Bewusstsein ausschalte, sagen die Wissenschaftler. Sollte sich dies auch für andere Narkosemittel bestätigen, sei man damit der Antwort auf die grundsätzliche Frage danach wie Narkose die Bewusstlosigkeit verursacht, einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

In sieben Stufen in die Bewusstlosigkeit
Für ihre Studie maßen Supp und seine Kollegen die elektrische Gehirnaktivität verschiedener Hirnareale ihrer Probanden mit Hilfe der Elektroenzephalografie (EEG). Die Versuchsteilnehmererhielten während der Messungen eine steigende Dosis des Narkosemittels Propofol. Dadurch versanken sie kontrolliert in sieben Stufen von der Wachheit in tiefe Bewusstlosigkeit.

„Wir haben, anders als in einer realen Narkosesituation, den Prozess des kontrollierten Bewusstseinsverlustes sehr langsam schrittweise eingeleitet“, sagt Supp. Auf jeder Narkosestufe erhielten die Probanden elektrische Reize am Handgelenk und die Forscher registrierten, ob und wie die Großhirnrinde auf diesen Reiz reagierte.

Wie die Wissenschaftler berichten, zeigten die primären sensorischen Bereiche der Großhirnrinde – die erste Anlaufstelle für Sinnesreize von außen – selbst bei tiefer Bewusstlosigkeit noch eine Reaktion auf die Reize. Dieser Einstrom von Informationen sei folglich nicht blockiert, wohl aber die Weiterleitung der Signale. (Current Biology, 2011)

(Current Biology / dapd, 18.11.2011 – NPO)

Einzelsitzung buchen unter:
040 35775302
Praxis
SanghaHaus Hamburg Yvonne-Mewes-Weg 27
22297 Hamburg – Alsterdorf